Sonntag, 21. Februar 2016

Umkehr und Vergebungsbereitschaft

Da ich ehrenamtlicher Gemeinepräsident bin, spreche ich mindestens einmal im Monat im Gottesdienst. Heute habe ich über das Thema 'Umkehr und Vergebungsbereitschaft' gesprochen. Da ich dieses Thema als sehr wichtig erachte, möchte ich meine Ansprache hier posten.
Viel Spaß beim Lesen!



In einer meiner Lieblingsschriftstellen heißt es:
 

„Kommt her, wir wollen sehen, / wer von uns Recht hat, / spricht der Herr. Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, / sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, / sie sollen weiß werden wie Wolle.“ (Jesaja 1:18)

Wenn ich diese Schriftstelle lese, dann gibt sie mir Hoffnung. Wir alle sind nicht perfekt. Wir alle sündigen. König Benjamin formulierte dies im Buch Mormon wie folgt:


„Denn der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes und ist es seit dem Fall Adams gewesen und wird es für immer und immer sein,…“ (Mosia 3:19)
 

Da stellt sich für mich die Frage, was Sünde ist. Ich glaube, die beste Definition für den Begriff ‚Sünde‘ finden wir im Neuen Testament im Jakobusbrief.
 

„Wer also das Gute tun kann und es nicht tut, der sündigt.“ (Jakobus 4:17)
Wenn Sie und ich allein an letzte Woche zurück denken, dann fallen ihnen und mir bestimmt Situationen ein, wo Sie und ich etwas Gutes tun hätten können, aber nicht getan haben. Das gehört zu unserer Natur – wir entscheiden uns mal mehr und mal weniger falsch.
 

Wenn wir den Teil aus Mosia 3:19 lesen:
„Denn der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes und ist es seit dem Fall Adams gewesen und wird es für immer und immer sein,…“
dann könnten wir denken, dass wir versagt haben – wir haben es vergeigt.
Glücklicherweise gibt es aber noch den zweiten Teil des Verses.
 

„Denn der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes und ist es seit dem Fall Adams gewesen und wird es für immer und immer sein, wenn er nicht den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgibt und den natürlichen Menschen ablegt und durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger wird und so wird wie ein Kind, fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voll von Liebe und willig, sich allem zu fügen, was der Herr für richtig hält, ihm aufzuerlegen, so wie ein Kind sich seinem Vater fügt.“ (Mosia 3:19)
 

In diesem Vers gibt es dann vier Punkte.

  • Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgibt
  • Den natürlichen Menschen ablegen
  • Sühnopfer Christi annehmen
  • Ein Heiliger wird

Dieser Vers gibt hier den Umkehrprozess wieder – den Prozess, der die Sünden, die blutrot sind, weiß werden lässt wie Schnee.
Der Prozess der Umkehr beginnt mit dem Erkennen von Sünde. Jedem Menschen ist von Geburt an ein Grundverständnis von Gut und Böse gegeben. In Moroni 7:16 lesen wir:
 

„Denn siehe, jedem Menschen ist der Geist Christi gegeben, damit er Gut von Böse unterscheiden könne;…“
 

Durch den Glauben an Christus bekommen wir ein noch umfangreicheres Verständnis von Gut und Böse.
Moroni schreibt weiter:
 

„…darum zeige ich euch den Weg zu urteilen; denn alles, was einlädt, Gutes zu tun, und dazu bewegt, daß man an Christus glaubt, geht von der Macht und Gabe Christi aus; darum könnt ihr mit vollkommenem Wissen wissen, daß es von Gott ist.
Aber alles, was den Menschen dazu bewegt, daß er Böses tut und nicht an Christus glaubt und ihn verleugnet und nicht Gott dient, davon könnt ihr mit vollkommenem Wissen wissen, daß es vom Teufel ist; denn auf diese Weise arbeitet der Teufel, denn er bewegt keinen Menschen dazu, daß er Gutes tut, nein, nicht einen; auch seine Engel tun das nicht; auch die tun das nicht, die sich ihm unterwerfen.“ (Moroni 7:16, 17)
 

Das Erkennen von Sünde führt zum Bekennen. Als erstes muss man sich selbst eingestehen, dass man gesündigt hat. Dies ist manchmal nicht so einfach. Wir neigen schnell dazu Entschuldigungen für unsere Fehler zu finden, jedoch wenn jemand um uns herum das selbe tut, dann wünschen wir ihm die volle Härte des Gesetzes.
Wenn man sich jedoch eingesteht, dass man etwas Falsches getan hat, dann führt es unweigerlich dazu dies auch dem Himmlischen Vater zu bekennen. Diese Einstellung führt zur wahrer Umkehr.
 

Aber häufig müssen wir den Fehler nicht nur uns selbst und dem himmlischen Vater eingestehen, sondern auch noch einer anderen Person, die wir geschadet haben. Auch das ist oft nicht leicht. Man denkt oft dabei, was wohl jetzt der andere von einem denkt.
 

An dieser Stelle fühle ich mich gedrängt, ein persönliches Erlebnis zu teilen. Auf Mission hat einmal mein Distriktsleiter etwas angeordnet. Ich habe auf meine eigene Weisheit gebaut und dies nicht so gemacht. Nun ist dabei nichts schlimmes passiert. Jedoch habe ich ihn durch mein Verhalten gekränkt. Ich fühlte, dass dies nicht richtig ist. Und so rief ich meinen Distriktsleiter an, um mich zu entschuldigen. Es war ein sehr gutes Telefonat. Dadurch wurden wir beide gestärkt und dies hat unsere Freundschaft gefestigt.
 

An dieser Stelle möchte ich kurz die Seite wechseln und eine Frage stellen, die Christus gestellt wurden ist.
 

„Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal
Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.“ (Matthäus 18:21, 22)
 

In Lehre und Bündnisse 98:39-43 lesen wir:
 

„Und weiter, wahrlich, ich sage euch: Wenn dein Feind, nachdem er zum erstenmal über dich gekommen ist, umkehrt und zu dir kommt und um deine Vergebung bittet, sollst du ihm vergeben und sollst es nicht weiter als Zeugnis gegen deinen Feind beibehalte
und so fort bis zum zweiten- und drittenmal; und sooft dein Feind von der Verfehlung, womit er gegen dich gefehlt hat, umkehrt, sollst du ihm vergeben, bis zu siebzigmal siebenmal.
Und wenn er gegen dich fehlt und beim erstenmal nicht umkehrt, sollst du ihm dennoch vergeben
Und wenn er zum zweitenmal gegen dich fehlt und nicht umkehrt, sollst du ihm dennoch vergeben
Und wenn er zum drittenmal gegen dich fehlt und nicht umkehrt, sollst du ihm auch vergeben.“

Für uns ist es ein Gebot einander zu vergeben und zwar unabhängig davon, ob die Person, die uns einen Schaden zugefügt hat umkehrt oder nicht. In einer anderen Stelle in Lehre und Bündnisse heißt es:
 

„Darum sage ich euch: Ihr sollt einander vergeben; denn wer seinem Bruder dessen Verfehlungen nicht vergibt, der steht schuldig vor dem Herrn; denn auf ihm verbleibt die größere Sünde.“ (Lehre und Bündnisse 64:9)
 

Ich weiß, dass es nicht immer einfach ist, einander zu vergeben. Das weiß auch unser Himmlischer Vater. Aber er lässt uns nicht allein damit. Wir finden dazu mehrere Hilfen in der Heiligen Schrift.
 

Als erstes gibt Christus uns ein wunderbares Beispiel an Vergebungsbereitschaft.
 

„Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links
Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23:33, 34)
 

Christus vergab den Menschen, die ihm größtmögliches Leid angetan hatten.
In einem Gleichnis belehrte Christus uns, warum wir vergeben sollen.
 

„Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen.
Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war
Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen
Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen
Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld
Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist
Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen
Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe
Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war
Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast
Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte
Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe
Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.“ (Matthäus 18:23-35)

Wir alle möchten, dass uns vergeben wird. So sind auch wir verpflichtet einander zu vergeben. In einigen Fällen scheint es schwer und ungerecht erscheinen. Wir sehen, dass jemand in unserem Umkreis vielleicht betrügt um so für sich selbst Vorteile zu erlangen. Was hilft uns da zu vergeben.  Auch hier kommen die Heiligen Schriften wieder ins Spiel - diesmal Lehre und Bündnisse 64:11.
 

„Und ihr solltet in eurem Herzen sprechen: Laß Gott richten zwischen mir und dir und dir vergelten gemäß deinen Taten.“
 

Das Evangelium und die Kenntnis vom Plan der Erlösung ändern unseren Fokus. Wir verstehen, dass wir nach diesen Leben gemäß unseren Taten gerichtet werden. Paulus schrieb an die Römer:
 

„Wie kannst also du deinen Bruder richten? Und du, wie kannst du deinen Bruder verachten? Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.“ (Römer 14:10)
 

Gott ist ein gerechter Richter. Darauf können wir uns verlassen.
Soviel soll es für das erste gewesen sein zum Thema Vergebungsbereitschaft.
 

Lassen Sie mich zurück gehen zum persönlichen Umkehrprozess. König Benjamin schrieb,  dass wir den natürlichen Menschen ablegen sollen. (Mosia 3:19) Wie ich bereits erwähnt habe, gehört dazu die Fehler zu erkennen und bekennen, sowie im nächsten Schritt den Fehler wieder gut zu machen und unseren Mitmenschen und unseren himmlischen Vater um Vergebung zu bitten.
Diese Schritte führen zu einer Herzenswandlung. Nach der Rede fragte König Benjamin das Volk, was sie von seinen Worten halten. Die Antwort finden wir in Mosia 5:2.
 

„Und sie alle riefen mit einer Stimme, nämlich: Ja, wir glauben all den Worten, die du zu uns gesprochen hast; und wir wissen auch, daß sie gewiß und wahr sind, durch den Geist des Herrn, des Allmächtigen, der in uns, oder in unserem Herzen, eine mächtige Wandlung bewirkt hat, so daß wir keine Neigung mehr haben, Böses zu tun, sondern, ständig Gutes zu tun.“
 

Eine Herzenswandlung führt dazu, dass wir uns ändern. Sie führt dazu, dass wir uns verbessern. Sie führt dazu, dass unsere Sünden und Verfehlungen vergeben werden. Sie führt uns zu Gott zurück.
Das Sühnopfer wird so in unserem Leben wirksam. Alma, der der Sohn Almas war beschreibt seine Gefühle, die der Umkehrprozess mit sich bringt.
 

„Und es begab sich: Als ich so von Qual gepeinigt war, während ich durch die Erinnerung an meine vielen Sünden gemartert wurde, siehe, da dachte ich auch daran, daß ich gehört hatte, wie mein Vater dem Volk prophezeite, daß ein gewisser Jesus Christus, ein Sohn Gottes, kommen werde, um für die Sünden der Welt zu sühnen.
Als nun mein Sinn diesen Gedanken erfaßte, rief ich in meinem Herzen aus: O Jesus, du Sohn Gottes, sei barmherzig zu mir, der ich in der Galle der Bitternis bin und ringsum von den immerwährenden Ketten des Todes umschlossen bin.
Und nun siehe, als ich dies dachte, konnte ich nicht mehr an meine Qualen denken; ja, ich wurde durch die Erinnerung an meine Sünden nicht mehr gemartert.
Und o welche Freude, und welch wunderbares Licht sah ich; ja, meine Seele war von Freude erfüllt, die ebenso übergroß war wie meine Qual!
Ja, ich sage dir, mein Sohn: Es konnte nichts so außerordentlich und so bitter sein, wie meine Qualen es waren. Ja, und weiter sage ich dir, mein Sohn, andererseits kann nichts so außerordentlich und so süß sein, wie meine Freude es war.“ (Alma 36:17-21)
 

Der Umkehrprozess sowie das Sühnopfer Jesu Christi bringen einen inneren Frieden, einen Frieden, den wir mit Geld nicht kaufen können.
 

Und noch ein letzter Gedanke.
König Benjamin forderte uns auf, Heilige zu werden. Ein Heiliger ist ein glaubenstreues Mitglied der Kirche Christi. Er ist nicht perfekt und hat Fehler und Schwachheiten. Aber ein Heiliger ist bemüht und bestrebt sich zu bessern und umzukehren.
 

Ich möchte Zeugnis ablegen von den Frieden, welches der Umkehrprozess und dem Sühnopfer entspringt. Gott möchte uns unsere Sünden vergeben. Dies ist aber nur möglich, wenn wir umkehren und das Sühnopfer Christi wahrhaft annehmen.
Im heiligen Namen, Jesu Christi,  Amen. 






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