Am 15. Februar 1966 sprach Präsident Spencer W. Kimball zu den Studenten an der Brigham Young Universität in Provo. Die Überschrift seiner Ansprache lautete: „Kings and Priests“. (siehe BYU-Speeches)
Diese Geschichte hat mir sehr gefallen und so habe ich den wesentlichen Bestandteil versucht in Deutsch zu übersetzen. Dabei habe ich einige Teile weggelassen bzw. gekürzt. Es handelt sich dabei nur um eine Übersetzung für den Eigengebrauch. Aber ich möchte trotzdem die Geschichte mit euch teilen.
Könige und Priester
Im Juni 1894 wurden drei Babies geboren. In Arizona kamen
Zwillinge zur Welt. Der dritte Junge erblickte in England das Licht der Welt.
Von seiner Geburt wurde weltweit in den Zeitungen berichtet, denn er wurde im
englischen Königshaus geboren. In einer pompösen Zeremonie in einer großen
Kathedrale wurde ihm der Name ‚Edward VIII‘ gegeben. Sein Vater war George V,
der Kronprinz von England. Sein Großvater war Edward VII, der König von England
und Wales sowie der Imperator von Indien.
Der Junge Edward wurde in ein Königreich geboren, welches
schon lange bestanden hat. Er wusste, dass er eines Tages die englische Krone
tragen würde und genauso herrschen wird wie sein Großvater, Edward VII, und
sein Vater, George V. Auch wusste er, dass er eines Tages das Oberhaupt der
Kirche von England wird.
Auf der anderen Seite wurden am selben Tag im selben
Monat und Jahr Zwillinge geboren. Als erster kam John und 15 Minuten später kam
Peter zur Welt. Diese Namen wurden den Jungen in einer Abendmahlsversammlung
von ihrem Vater, einem würdigen Priestertumsträger, gegeben.
Ihr Vater war ein Bauer von Beruf. Sie hatten wenige
Reichtümer.
Diese Zwillinge wurden im Bund geboren und sind Prinzen
eines himmlischen Königreiches mit der Möglichkeit, dieses eines Tages zu
ererben. Sie sind Anwärter desselben Reiches wie ihre Väter Jakob, Isaak,
Abraham, Noah, Adam und viele mehr. Dieses ewige Königreich muss sich verdient
werden und wird nicht durch Rangfolge vererbt. Aber wenn man es sich verdient
hat, dann wird die Herrschaft niemals enden und die Herrlichkeit wird
wundervoll sein.
Bereits in ihrer Kindheit wurden sie in der
Primarvereinigung, Sonntagsschule, Seminar, Abendmahlsversammlung,
Pfahlkonferenz und zu Hause über ihr Ziel belehrt. Sie wurden belehrt, dass sie
nicht durch den Tod eines Vorfahrens, sondern durch das Befolgen aller Gebote
und vollziehen aller heiligen Handlungen König werden würden.
Sie lasen in den Schriften folgendes:
„sie sind diejenigen, die das Zeugnis von Jesus empfangen haben und an
seinen Namen geglaubt haben und nach der Art seiner Grablegung getauft worden
sind, indem sie in seinem Namen im Wasser begraben wurden, und dies gemäß dem
Gebot, das er gegeben hat—
damit sie durch das Halten der Gebote von all ihren Sünden gewaschen und
gesäubert werden und den Heiligen Geist empfangen durch das Händeauflegen
eines, der zu dieser Macht ordiniert und gesiegelt ist;
und die durch Glauben überwinden und vom Heiligen Geist der Verheißung
gesiegelt sind, den der Vater über alle jene ausgießt, die gerecht und treu
sind.
Sie sind diejenigen, denen der Vater alles in die Hände gegeben hat—
sie sind diejenigen, die Priester und Könige sind, die von seiner Fülle
empfangen haben und von seiner Herrlichkeit
und Priester des Allerhöchsten nach der Ordnung Melchisedeks sind, welche
nach der Ordnung Henochs war, welche nach der Ordnung des Einziggezeugten
Sohnes war.
Darum, wie es geschrieben steht, sind sie Götter, nämlich die Söhne Gottes—
darum gehört ihnen alles, sei es Leben oder Tod, Gegenwärtiges oder
Zukünftiges—alles gehört ihnen, und sie gehören Christus, und Christus gehört
Gott.“ (Lehre und Bündnisse 76:51-59)
Anfangs muss es für beide Zwillinge schwer zu verstehen
gewesen sein. Aber sie lernten Zeile um Zeile und Weisung um Weisung. Sie
verstanden, dass sie durch Christus vollkommen gemacht werden können und somit
in der Gegenwart Gottes leben können.
Die zwei kleinen Prinzen wuchsen auf einer Farm in
Arizona auf. Sie trugen einfache Pullover und gingen in eine kleine Schule.
Der englische Prinz trug Seide und feines Gewand. Er
besuchte die Schule zusammen mit Bodyguards. Er hatte die besten Lehrer von
ganz Großbritannien. Er wuchs in einem königlichen Umfeld auf und sah ständig
Könige und Königinnen aus der ganzen Welt. Er wurde so ständig an seine Zukunft
erinnert.
Die zwei kleinen Farmjungen ließen Drachen steigen,
spielten Ball und interessierten sich für Frösche. Die Schriftstelle in Lehre
und Bündnisse 78:17 und 18 beschreibt wunderbar ihren Zustand.
„Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch: Ihr seid kleine Kinder, und ihr habt noch nicht
verstanden, welch große Segnungen der Vater in seinen eigenen Händen hält und
für euch bereitet hat;
und ihr könnt jetzt
noch nicht alles ertragen; doch seid guten Mutes, denn ich werde euch weiter
führen. Das Reich ist euer, und seine Segnungen sind euer, und die Reichtümer
der Ewigkeit sind euer.“
Die Jahre vergingen und John sowie sein Bruder Peter
erhielten das Aaronische Priestertum und lernten ihre Priestertumspflichten
kennen. Sie studierten die Schriften und lernten mehr über das ewige
Königreich.
Edward besuchte die Kirche von England, die Kirche, wo er
eines Tages das Oberhaupt sein wird. Edward wird eines Tages den Thron
besteigen, egal wie sein Verhalten oder seine Würdigkeit ist.
Die Zwillinge können den Thron nur durch
Rechtschaffenheit besteigen.
Edward wird einmal für 35-40 Jahre über Millionen
Menschen regieren.
Wenn die Zwillinge sich dafür qualifizieren, dann werden
sie Ewigkeiten über eine Nachkommenschaft regieren, die so unzählbar sind, wie
die Sterne am Himmel.
Als die Zwillinge die Highschool beendeten wurden Peter
immer mehr die verheißenen Segnungen bewusst. John dagegen kümmerte sich immer
weniger darum und vernachlässigte seine Pflichten.
Zur selben Zeit in England starb Edwards Großvater und Edwards
Vater, George V, wurde König. Edward VIII wurde nun der Prinz von Wales, der
Earl von Chester und der Duke von Cornwall. Jeder mochte den Prinzen, da er
freundlich und fröhlich war.
Der erste Weltkrieg kam und alle drei wurden eingezogen
und kämpften dort. Keine von ihnen wurde verletzt und so kehrten sie nach Ende
des Krieges wieder zurück in ihr Land.
Von den dreien diente nur Peter treu als Missionar.
Alle drei besuchten das Collage und die Universität. Edward
besuchte die beste Universität in England. Die Zwillinge besuchten nur die
örtliche Universität.
Über Edward wird gesagt, dass in der Geschichte kein
Kronprinz je eine bessere Vorbereitung auf den Thron hatte als Edward. Auch
spricht man von Edward als den beliebtesten Kronprinz den England bis dahin je
hatte.
John liebte Sport. In seiner Freizeit hing er mit vielen
Jugendlichen rum, die nicht seine ursprünglichen Maßstäbe hatten. Er ging
regelmäßig mit Mädchen aus um Spaß zu haben. Dieser Spaß endete mit einer
spontanen Hochzeit in Las Vegas. Er missachtete seine Bündnisse.
Peter heiratete im Tempel. Sein Bruder John konnte nicht
dabei sein, da ei keinen Tempelschein hatte.
Die Jahre vergingen und Peter hatte eine große Familie.
Auch John hatte 3 Kinder, davon ein uneheliches Kind.
John war ständig um sein irdisches Reich und sein Reichtum
besorgt. Seine Kinder wuchsen außerhalb der Kirche auf, Der Sabbat wurde nicht
heilig gehalten. Alkohol wurde regelmäßig konsumiert. Er bewegte sich immer
weiter und weiter weg von seinem Thron. Mit keiner Silbe dachte er ans
umkehren.
Sein Bruder Peter und seine Familie waren der Kirche
nahe. Familiengebet, Familienheimabend, der Versammlungsbesuch, Zehnter, Wort
der Weisheit usw. wurden rechtschaffen befolgt. Es war das ideale Zuhause und
die ideale Familie.
Zur selben Zeit starb Edwards Vater und Edward wurde
König von Großbritannien und Irland. Als König hatte er das Geld, die Macht und
die Zeit, die Dinge zu tun, die er unternehmen wollte. Und so unternahm er eine
Schiffsreise in die warme Adria. Diese Schiffsreise schockte ganz
Großbritannien und die ganze Welt.
Am Board war eine Frau namens Wallis Warfield Simpson,
die Ehefrau eines Londoner Schiffshändlers. Sie wurde in Pennsylvanien geboren
und heiratete mit 20 Jahren Earl W. Spencer Jr., einen Marinesoldaten. 11 Jahre
später lies sie sich scheiden und heiratete Herrn Simpson und zog nach England.
Während dieser Schiffsreise entwickelte sich eine Zuneigung zwischen beiden und
König Edward wurde ständig händehaltend mit Frau Simpson am Deck gesichtet.
Gleich nach der Reise reichte Frau Simpson die Scheidung ein und König Edward
wollte sie heiraten.
Dies war eine ungewöhnliche Situation für England – eine geschiedene
und wiederverheiratete Frau hatte eine Affäre mit dem König, der gleichzeitig das
Oberhaupt der Kirche von England ist.
Am 10. Dezember 1936 entsagte er dem Thron und
verzichtete gleichzeitig auf das Anrecht seiner Nachkommenschaft auf dem Thron.
Zwei Tage später verlies er England und reiste nach Österreich, um dort Frau
Simpson zu heiraten. Edwards Entscheidung führte dazu, dass er nur 11 Monate
König war und das Anrecht auf den Thron für alle seine Nachkommen
unwiderruflich entsagte.
Schauen wir uns mal John an. John verstarb. Der Sarg
wurde im Saal seiner Gemeinde aufgebart, ein Gebäude, welches er seit
Jahrzehnten nicht mehr besucht hat. Er war in ein weißes Hemd und schwarzen
Anzug gekleidet. Er hätte in weiß
gekleidet sein können, wie Johannes der Offenbarer einst sagte:
„Und es wurde ihr gegeben, sich mit reinem und glänzendem Leinen zu kleiden. Denn das
kostbare Leinen ist die Gerechtigkeit der Heiligen.“ (Offenbarung 19:8)
Der Sarg wurde in die Erde gelassen. John verlor seinen
Weg. Er entsagte für sich seinem Thron, sein Königtum, seine Göttlichkeit – für
was?
Seine ganze Familie erreichte das Ziel nicht – wegen John.
Seine Frau war eine weltliche Frau. Seine Kinder waren
Bänker, Rechtsanwalt und Arzt. Aber keiner von ihnen kannte Gott oder ihren
Erretter, Jesus Christus. Keiner kannte die Kirche. Keiner hatte das
Priestertum. Keiner diente auf Mission oder war im Tempel verheiratet.
John entsagte seinen himmlischen Thron nicht nur für sich
selbst, sondern auch für alle seine Nachkommen.
Auch der glaubenstreue Peter starb. Viele Menschen
besuchten seine Beerdigung. Menschen, die Hilfe und Ermunterung von Peter
erfahren hatten, erzählten endlose Geschichten über seine Güte, Glaubenstreue,
seine Bereitschaft zu dienen und seine Großherzigkeit, die viele berührte. Alle
seine Kinder waren anwesend. Sie alle waren im Tempel verheiratet. Er lag in
seinem Sarg, gekleidet in weiß.
Auch über Menschen wie Peter schrieb Johannes.
„…sie haben ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht im
Blut des Lammes.“ (Offenbarung 7:14)
Peter war bereit als Prinz seinen Schöpfer
entgegenzutreten. Er bereitete sich vor, eines Tages den ewigen Thron und die
ewige Herrschaft im celestialen Reich zu übernehmen. Er wird dort nicht alleine
sein, sondern seine ganze Familie wird anwesend sein. Seine Nachkommen werden
ohne Zahl sein. Die Verheißungen, die Abraham, Isaak und Jakob gemacht wurden,
treten hier ein.
Und nun meine Frage, liebe Prinzen und Prinzessinnen, wo
stehen Sie?
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