Samstag, 14. März 2015

Prinzen und Prinzessinen


Am 15. Februar 1966 sprach Präsident Spencer W. Kimball zu den Studenten an der Brigham Young Universität in Provo. Die Überschrift seiner Ansprache lautete: „Kings and Priests“. (siehe BYU-Speeches)

Diese Geschichte hat mir sehr gefallen und so habe ich den wesentlichen Bestandteil versucht in Deutsch zu übersetzen. Dabei habe ich einige Teile weggelassen bzw. gekürzt. Es handelt sich dabei nur um eine Übersetzung für den Eigengebrauch. Aber ich möchte trotzdem die Geschichte mit euch teilen.



Könige und Priester

Im Juni 1894 wurden drei Babies geboren. In Arizona kamen Zwillinge zur Welt. Der dritte Junge erblickte in England das Licht der Welt. Von seiner Geburt wurde weltweit in den Zeitungen berichtet, denn er wurde im englischen Königshaus geboren. In einer pompösen Zeremonie in einer großen Kathedrale wurde ihm der Name ‚Edward VIII‘ gegeben. Sein Vater war George V, der Kronprinz von England. Sein Großvater war Edward VII, der König von England und Wales sowie der Imperator von Indien.

Der Junge Edward wurde in ein Königreich geboren, welches schon lange bestanden hat. Er wusste, dass er eines Tages die englische Krone tragen würde und genauso herrschen wird wie sein Großvater, Edward VII, und sein Vater, George V. Auch wusste er, dass er eines Tages das Oberhaupt der Kirche von England wird.

Auf der anderen Seite wurden am selben Tag im selben Monat und Jahr Zwillinge geboren. Als erster kam John und 15 Minuten später kam Peter zur Welt. Diese Namen wurden den Jungen in einer Abendmahlsversammlung von ihrem Vater, einem würdigen Priestertumsträger, gegeben.

Ihr Vater war ein Bauer von Beruf. Sie hatten wenige Reichtümer.

Diese Zwillinge wurden im Bund geboren und sind Prinzen eines himmlischen Königreiches mit der Möglichkeit, dieses eines Tages zu ererben. Sie sind Anwärter desselben Reiches wie ihre Väter Jakob, Isaak, Abraham, Noah, Adam und viele mehr. Dieses ewige Königreich muss sich verdient werden und wird nicht durch Rangfolge vererbt. Aber wenn man es sich verdient hat, dann wird die Herrschaft niemals enden und die Herrlichkeit wird wundervoll sein.

Bereits in ihrer Kindheit wurden sie in der Primarvereinigung, Sonntagsschule, Seminar, Abendmahlsversammlung, Pfahlkonferenz und zu Hause über ihr Ziel belehrt. Sie wurden belehrt, dass sie nicht durch den Tod eines Vorfahrens, sondern durch das Befolgen aller Gebote und vollziehen aller heiligen Handlungen König werden würden.

Sie lasen in den Schriften folgendes:

sie sind diejenigen, die das Zeugnis von Jesus empfangen haben und an seinen Namen geglaubt haben und nach der Art seiner Grablegung getauft worden sind, indem sie in seinem Namen im Wasser begraben wurden, und dies gemäß dem Gebot, das er gegeben hat—
damit sie durch das Halten der Gebote von all ihren Sünden gewaschen und gesäubert werden und den Heiligen Geist empfangen durch das Händeauflegen eines, der zu dieser Macht ordiniert und gesiegelt ist;
und die durch Glauben überwinden und vom Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt sind, den der Vater über alle jene ausgießt, die gerecht und treu sind.
Sie sind diejenigen, die die Kirche des Erstgeborenen sind.
Sie sind diejenigen, denen der Vater alles in die Hände gegeben hat—
sie sind diejenigen, die Priester und Könige sind, die von seiner Fülle empfangen haben und von seiner Herrlichkeit
und Priester des Allerhöchsten nach der Ordnung Melchisedeks sind, welche nach der Ordnung Henochs war, welche nach der Ordnung des Einziggezeugten Sohnes war.
Darum, wie es geschrieben steht, sind sie Götter, nämlich die Söhne Gottes—
darum gehört ihnen alles, sei es Leben oder Tod, Gegenwärtiges oder Zukünftiges—alles gehört ihnen, und sie gehören Christus, und Christus gehört Gott.“ (Lehre und Bündnisse 76:51-59)

Anfangs muss es für beide Zwillinge schwer zu verstehen gewesen sein. Aber sie lernten Zeile um Zeile und Weisung um Weisung. Sie verstanden, dass sie durch Christus vollkommen gemacht werden können und somit in der Gegenwart Gottes leben können.

Die zwei kleinen Prinzen wuchsen auf einer Farm in Arizona auf. Sie trugen einfache Pullover und gingen in eine kleine Schule.
Der englische Prinz trug Seide und feines Gewand. Er besuchte die Schule zusammen mit Bodyguards. Er hatte die besten Lehrer von ganz Großbritannien. Er wuchs in einem königlichen Umfeld auf und sah ständig Könige und Königinnen aus der ganzen Welt. Er wurde so ständig an seine Zukunft erinnert.

Die zwei kleinen Farmjungen ließen Drachen steigen, spielten Ball und interessierten sich für Frösche. Die Schriftstelle in Lehre und Bündnisse 78:17 und 18 beschreibt wunderbar ihren Zustand.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr seid kleine Kinder, und ihr habt noch nicht verstanden, welch große Segnungen der Vater in seinen eigenen Händen hält und für euch bereitet hat;
und ihr könnt jetzt noch nicht alles ertragen; doch seid guten Mutes, denn ich werde euch weiter führen. Das Reich ist euer, und seine Segnungen sind euer, und die Reichtümer der Ewigkeit sind euer.“

Die Jahre vergingen und John sowie sein Bruder Peter erhielten das Aaronische Priestertum und lernten ihre Priestertumspflichten kennen. Sie studierten die Schriften und lernten mehr über das ewige Königreich.

Edward besuchte die Kirche von England, die Kirche, wo er eines Tages das Oberhaupt sein wird. Edward wird eines Tages den Thron besteigen, egal wie sein Verhalten oder seine Würdigkeit ist.
Die Zwillinge können den Thron nur durch Rechtschaffenheit besteigen.
Edward wird einmal für 35-40 Jahre über Millionen Menschen regieren.
Wenn die Zwillinge sich dafür qualifizieren, dann werden sie Ewigkeiten über eine Nachkommenschaft regieren, die so unzählbar sind, wie die Sterne am Himmel.

Als die Zwillinge die Highschool beendeten wurden Peter immer mehr die verheißenen Segnungen bewusst. John dagegen kümmerte sich immer weniger darum und vernachlässigte seine Pflichten.

Zur selben Zeit in England starb Edwards Großvater und Edwards Vater, George V, wurde König. Edward VIII wurde nun der Prinz von Wales, der Earl von Chester und der Duke von Cornwall. Jeder mochte den Prinzen, da er freundlich und fröhlich war.

Der erste Weltkrieg kam und alle drei wurden eingezogen und kämpften dort. Keine von ihnen wurde verletzt und so kehrten sie nach Ende des Krieges wieder zurück in ihr Land.

Von den dreien diente nur Peter treu als Missionar.

Alle drei besuchten das Collage und die Universität. Edward besuchte die beste Universität in England. Die Zwillinge besuchten nur die örtliche Universität.

Über Edward wird gesagt, dass in der Geschichte kein Kronprinz je eine bessere Vorbereitung auf den Thron hatte als Edward. Auch spricht man von Edward als den beliebtesten Kronprinz den England bis dahin je hatte.

John liebte Sport. In seiner Freizeit hing er mit vielen Jugendlichen rum, die nicht seine ursprünglichen Maßstäbe hatten. Er ging regelmäßig mit Mädchen aus um Spaß zu haben. Dieser Spaß endete mit einer spontanen Hochzeit in Las Vegas. Er missachtete seine Bündnisse.
Peter heiratete im Tempel. Sein Bruder John konnte nicht dabei sein, da ei keinen Tempelschein hatte.

Die Jahre vergingen und Peter hatte eine große Familie. Auch John hatte 3 Kinder, davon ein uneheliches Kind.
John war ständig um sein irdisches Reich und sein Reichtum besorgt. Seine Kinder wuchsen außerhalb der Kirche auf, Der Sabbat wurde nicht heilig gehalten. Alkohol wurde regelmäßig konsumiert. Er bewegte sich immer weiter und weiter weg von seinem Thron. Mit keiner Silbe dachte er ans umkehren.

Sein Bruder Peter und seine Familie waren der Kirche nahe. Familiengebet, Familienheimabend, der Versammlungsbesuch, Zehnter, Wort der Weisheit usw. wurden rechtschaffen befolgt. Es war das ideale Zuhause und die ideale Familie.

Zur selben Zeit starb Edwards Vater und Edward wurde König von Großbritannien und Irland. Als König hatte er das Geld, die Macht und die Zeit, die Dinge zu tun, die er unternehmen wollte. Und so unternahm er eine Schiffsreise in die warme Adria. Diese Schiffsreise schockte ganz Großbritannien und die ganze Welt.
Am Board war eine Frau namens Wallis Warfield Simpson, die Ehefrau eines Londoner Schiffshändlers. Sie wurde in Pennsylvanien geboren und heiratete mit 20 Jahren Earl W. Spencer Jr., einen Marinesoldaten. 11 Jahre später lies sie sich scheiden und heiratete Herrn Simpson und zog nach England. Während dieser Schiffsreise entwickelte sich eine Zuneigung zwischen beiden und König Edward wurde ständig händehaltend mit Frau Simpson am Deck gesichtet. Gleich nach der Reise reichte Frau Simpson die Scheidung ein und König Edward wollte sie heiraten.
Dies war eine ungewöhnliche Situation für England – eine geschiedene und wiederverheiratete Frau hatte eine Affäre mit dem König, der gleichzeitig das Oberhaupt der Kirche von England ist.

Am 10. Dezember 1936 entsagte er dem Thron und verzichtete gleichzeitig auf das Anrecht seiner Nachkommenschaft auf dem Thron. Zwei Tage später verlies er England und reiste nach Österreich, um dort Frau Simpson zu heiraten. Edwards Entscheidung führte dazu, dass er nur 11 Monate König war und das Anrecht auf den Thron für alle seine Nachkommen unwiderruflich entsagte.

Schauen wir uns mal John an. John verstarb. Der Sarg wurde im Saal seiner Gemeinde aufgebart, ein Gebäude, welches er seit Jahrzehnten nicht mehr besucht hat. Er war in ein weißes Hemd und schwarzen Anzug gekleidet.  Er hätte in weiß gekleidet sein können, wie Johannes der Offenbarer einst sagte:
„Und es wurde ihr gegeben, sich mit reinem  und glänzendem Leinen zu kleiden. Denn das kostbare Leinen ist die Gerechtigkeit der Heiligen.“ (Offenbarung 19:8)

Der Sarg wurde in die Erde gelassen. John verlor seinen Weg. Er entsagte für sich seinem Thron, sein Königtum, seine Göttlichkeit – für was?

Seine ganze Familie erreichte das Ziel nicht – wegen John.

Seine Frau war eine weltliche Frau. Seine Kinder waren Bänker, Rechtsanwalt und Arzt. Aber keiner von ihnen kannte Gott oder ihren Erretter, Jesus Christus. Keiner kannte die Kirche. Keiner hatte das Priestertum. Keiner diente auf Mission oder war im Tempel verheiratet.
John entsagte seinen himmlischen Thron nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle seine Nachkommen.

Auch der glaubenstreue Peter starb. Viele Menschen besuchten seine Beerdigung. Menschen, die Hilfe und Ermunterung von Peter erfahren hatten, erzählten endlose Geschichten über seine Güte, Glaubenstreue, seine Bereitschaft zu dienen und seine Großherzigkeit, die viele berührte. Alle seine Kinder waren anwesend. Sie alle waren im Tempel verheiratet. Er lag in seinem Sarg, gekleidet in weiß.
Auch über Menschen wie Peter schrieb Johannes.
„…sie haben ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes.“ (Offenbarung 7:14)

Peter war bereit als Prinz seinen Schöpfer entgegenzutreten. Er bereitete sich vor, eines Tages den ewigen Thron und die ewige Herrschaft im celestialen Reich zu übernehmen. Er wird dort nicht alleine sein, sondern seine ganze Familie wird anwesend sein. Seine Nachkommen werden ohne Zahl sein. Die Verheißungen, die Abraham, Isaak und Jakob gemacht wurden, treten hier ein.

Und nun meine Frage, liebe Prinzen und Prinzessinnen, wo stehen Sie?