Montag, 16. Oktober 2006
Heute früh kam unser Gepäck an. So ging es dann im Kleinbus in Richtung
Georgien. Die Fahrt dauerte zirka vier bis fünf Stunden. Während dieser
Autofahrt konnte ich die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft
bestaunen. Armenien ist landschaftlich ein sehr schönes Land. Eines
Tages möchte ich zurückkehren und hier wandern gehen.
Mir gehen sehr viele Gedanken durch den Kopf…. …Die Schlaglöcher in
Deutschland sind nichts gegen die in Armenien. …Haben die Menschen im
Gebirge Strom, Heizung und fließendes Wasser? …Wie werden die Menschen
hier wohl leben? …Ob den Menschen in Deutschland bewusst ist, wie gut es
ihnen geht? …Wie wird es wohl in Tbilisi aussehen? Wie werden die
Menschen dort sein? Diese und viele andere Fragen gehen mir durch den
Kopf.
Die Grenze nach Georgien war schnell passiert. Es ist auch das erste
Mal, dass ich Georgisch höre. Mensch, diese Sprache soll ich mal
sprechen und lesen können(!). Als wir nach Tbilisi reingefahren sind,
schoss mir der Gedanke durch den Kopf: „Wo bist du denn gelandet?“
Freitag, 20. Oktober 2012
Heute Vormittag haben sich alle acht Missionare im Gemeindehaus
getroffen, um gemeinsam georgisch zu lernen. Eine Studentin aus der
Englisch-Klasse hatte uns gebeten, mit ihr zusammen ihren Bruder zu
besuchen, der in einer Psychiatrischen Klinik liegt. So haben wir uns
mit ihr getroffen und sind zu dem Krankenhaus gefahren. Der Anblick von
außen hat mich eher an ein Gefängnis der 70er Jahre erinnert. Vor den
Fenstern Waren Gitterstäbe und das Gebäude machte einen maroden
Eindruck. Um in die Klinik zu kommen, mussten wir durch eine Gittertür,
die bewacht wurde. Es war mir schon etwas unheimlich. Mir kamen
Bedenken, ob die uns auch wieder raus lassen. Hier auszubrechen ist
wahrscheinlich unmöglich. Drinnen wurden wir von einer unfreundlichen
Krankenschwester begrüßt und hat uns gebeten, im Aufenthaltsraum der
Patienten zu warten. Die Studentin ist dann auf das Zimmer ihres Bruders
gegangen, um ihn zu holen. Es war schon ein mulmiges Gefühl. Um uns
herum waren nur schwerkranke Menschen. Sie haben uns leid getan. Diese
schienen aber auch unberechenbar zu sein. Mein Mitarbeiter und ich haben
uns nur angeschaut und wir beide haben dasselbe gedacht: „Hoffentlich
kommen wir schnell wieder hier raus.“
Man muss sich diesen Aufenthaltsraum wie folgt vorstellen. Das Zimmer
war zirka 20qm groß. Es gab zwei kleine Fenster mit Gittern davor. Es
gab nur sehr wenig Licht. Der Fußboden hatte Löcher und die Wand war
dunkel. Verschiedene kaputte Stühle standen im Zimmer herum. Auf diesen
saßen wir auch. In der Ecke stand ein alter Fernseher, der stark
geflackert hat.
Es gab zirka sieben Patienten in diesem Raum, die uns die ganze Zeit nur
angestarrt haben. Endlich kam die Studentin mit ihrem Bruder. Dieser
war sehr nett und machte nicht gerade den Eindruck, als ob er hierher
gehört. Er spricht auch Englisch und hat sich sehr gefreut, mit uns
Englisch zu sprechen. Anmerkung: Der erste Eindruck kann täuschen. Ich
habe ihn später nach der Entlassung wieder getroffen und habe gemerkt,
dass er tatsächlich psychisch schwer krank ist. Dazu aber später mehr.
Die leitende Ärztin hat uns dann in ihr Zimmer gerufen und uns über den
Gesundheitszustand aufgeklärt. Das Behandlungszimmer sieht auch nicht
viel besser aus als das restliche Gebäude. Es gab nur einen kleinen
Medizinschrank und eine Pritsche sowie Stühle in diesem Zimmer. Sie war
begeistert, dass ein Amerikaner und ein Deutscher hier sind, um diesen
jungen Mann zu besuchen. Sie selber spricht auch etwas Englisch und so
haben wir uns auch auf Englisch unterhalten. Sie erklärte uns, dass der
Staat seit dem Fall der Sowjetunion wenig Geld hat. Somit müssen die
Krankenhäuser mit nur wenigen finanziellen Mitteln aus-kommen. Sie
erklärte uns weiterhin, dass im Vergleich zu Krankenhäusern im
restlichen Georgien dieses doch sehr gut ausgestattet ist. Anmerkung:
Ich habe später einmal ein Foto von einer ländlichen Arztpraxis gesehen.
Ich habe dann verstanden, was die Ärztin damit meinte.
Wir sind dann wieder gegangen und waren froh, wieder draußen zu sein.
Allerdings hat uns dieses Erlebnis auch sehr dankbar gestimmt, für den
Wohlstand, in dem wir leben. Am Nachmittag haben wir uns mit einer
Lehrerin in einer Schule getroffen. Sie unterrichtet Englisch und hat
auch vor Jahren Kirchenmaterial ins Georgische übersetzt. Sie sprach mit
uns über ihre Erlebnisse beim Übersetzen und wie es ihr geholfen hat,
ihr Englisch zu verbessern. Sie zeigte uns auch das Schulhaus. Dieses
ähnelte meinem alten Schulhaus, bevor es renoviert wurde. Sie erklärte
uns aber, dass vieles kaputt ist und nicht repariert werden kann, da das
Geld dafür fehlt. Auch haben die Schüler teilweise keine Lehrbücher.
Als wir gegangen sind und den Schulhof verlassen wollten, war das Tor
zugesperrt. Auch in die Schule kamen wir nicht mehr, da die Tür
verschlossen war. Also mussten wir über das Tor klettern. Wir hatten nur
ein Problem. Das Tor war mit Stacheldraht gesichert… Glücklicherweise
haben wir es unbeschadet überstanden.
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